SSC, RACK, EPE … – WTF?

Yeah endlich den nächsten Beitrag geschafft mit etwas Verspätung… aber besser spät als nie 😉

Wir widmen uns heute den Spiel-, Session- und Lebensformen. Wir hatten damals bei den ganzen Abkürzungen echt nur Fragezeichen im Kopf gehabt, vielleicht geht oder ging es euch auch so.

Wir wollen noch hinzufügen, wie ihr spielt, wie weit ihr geht und wie streng ihr die Definitionen nimmt ist ganz euch überlassen. Solange es euch allen Spaß macht und ihr euch alle gut damit fühlt kann keiner sagen „Das ist aber so nicht richtig“.

Ein richtig oder Falsch gibt es auch hier nicht, aber ein einvernehmlich und respektvoll und dies sollte die Grundhaltung bleiben.

 

Wir haben jetzt so oft SSC immer mal wieder in unseren Artikeln angeschnitten. Jetzt gehen wir mal detaillierter darauf ein. Nein, man kann es weder Essen, noch ist es ein Sextoy. Es sind eher BDSM-Lebens- und Spielformen. SSC, RACK und CNC bilden dabei die Grundbausteine, auf denen Sessions-, Spiel- und Lebensformen aufgebaut sein können. Was diese und noch einige andere Begriffe nun bedeuten kommt jetzt, wobei SSC das am weitesten verbreite „Grund“konzept darstellt.

Zurerst hauen wir euch die Abkürzungen mit kurzer Erklärung um die Ohren. Im weiteren Verlauf gehen wir  näher darauf ein.

Disclaimer: Einige klingen fragwürdig, andere sind selbst in der Szene sehr umstritten. Auch die möchten wir erwähnen damit ihr wisst, falls es euch begegnet, worum es geht und worauf ihr euch evtl. einlasst. Wir möchten euch bei unbekannten (extremen) Formen, egal ob Spielart oder Lebensform, dringlich dazu raten euch langsam heranzutasten und nur mit Beteiligten herumprobiert, die ihr schon länger kennt und denen ihr vertraut und vertrauen könnt. Demnächst posten wir eine Reihe zum Thema Sicherheit, damit ihr ein paar Tipps und Trick an der Hand habt, falls ihr die Person zum 1. Mal trefft.

 

SSC: Safe, Sensual, Concensual – Sicher(-heitsbewusst), mit klarem Verstand (vernünftig), einvernehmlich

RACK: Risk-Aware Consensual Kink – sinngemäß risikobewusstes einvernehmliches sexuelles Handeln)

CNC oder Metakonsens: Consensual Non-Consent – sinngemäß einvernehmliche Uneinvernehmlichkeit

EPE: Erotic Power Exchange – erotischer Machtwechsel

TPE: Total Power Exchange – totaler Machtwechsel

CIS: Complete Irrevocable Submission; komplette – unwiderrufliche Unterwerfung

DEBRIS: Domination Enhanced Beyond Rule Induced Superiority – verstärkte Dominanz über Regeln hinaus bedingte Überlegenheit 

 

SSC  bildet ein Grundprinzip der meisten BDSMler*innen und kann als eine Art moralischer Verhaltenskodex aufgefasst werden. Im Umkehrschluss heißt es, dass jegliche Handlung von den Beteiligten gewollt, nicht unvernünftig und vor allem sicher sein sollen. Alles was passiert muss in gegenseitigem Einverständnis, mit gesundem Menschenverstand und unter Beachtung der körperlichen und psychischen Sicherheit praktiziert werden.

RACK kann als alternative Spielart verstanden werden. Dabei steht die Eigenverantwortung der Person über allen anderen Aspekten. Das heißt, alle Beteiligten kennen das Risiko und entscheiden sich bewusst für die Session und gehen gemeinsam auf das einkalkulierbare Risiko ein. Klingt erst mal gut, jedoch sind einige Risiken nicht genau einkalkulierbar, also auch hier bitte vorsicht bei neuen, unbekannten Dingen, die ihr ausprobieren möchtet.

CNC oder auch Metakonsens bedeutet, dass der devote Part einwilligt jegliche Rechte an den dominanten Part abzugeben. Der dominante Part kann also machen was er*sie möchte und muss keine Rücksicht mehr auf den Willen des devoten Parts nehmen. In der Praxis spielen die meisten CNCS jedoch nicht in letzter Konsequenz. Häufig geht es dabei um die vorsichtige Verschiebung von Grenzen und die Beteiligten kennen sich schon ganz gut. Das Saveword bleibt zumeist bestehen.

EPE bezeichnet die Übertragung der gesamten Entscheidungsgewalt über sexuelle Dinge des devoten Parts auf den dominanten. Wo Erotik anfängt und wo dieser aufhört liegt im Auge des Betrachters. „Einfach“ gesagt verfügt der dominante Part über den Körper des devoten und kann diesen zum eigenen Lustgewinn jederzeit nutzen. Wann, wo und wie er*sie will. EPE kann mit SSC, RACK oder CNC gespielt werden.

TPE  geht einen Schritt weiter wie EPE. Hier überträgt der devote Part dem dominanten jegliche Entscheidungsmacht über eigentlich alle Lebensbereiche. Eine genaue Definition, wo genau die Grenzen bei der Lebensform liegen (rechtlich oder moralisch) ist selbst unter TPEler*innen strittig. Solltet ihr euch für diesen Bereich entscheiden, klärt im gemeinsamen Gespräch genau ab, wo für euch die Grenzen wären und ob es überhaupt Grenzen gibt und ob es ein Saveword gibt um notfalls raus kommen zu können. Die Verantwortung liegt bei jedem selbst, auf sich und seine Grenzen zu achten. Fangt mit z.B. einem Bereich an (EPE), erweitert es evtl. nach und nach und habt immer einen „Notfallaus-Knopf“. TPE kann somit mit RACK oder CNC gelebt werden.

CIS bedeutet sich völlig und lebenslänglich zu unterwerfen ohne, dass es ein Zurück gibt. Es ist die irreversible (nicht rückgängig zu machende) absolute Übertragung jeglicher Macht an den dominanten Part. Hier gibt es kein Saveword mehr, nichts was das Spiel beenden kann, kein Bereich der verhandelbar wäre (umfasst Finanzen, Familie, Leben). CIS ist die extremste Vereinbarungsform und sehr umstritten. Es wird nur von sehr wenigen BDSMler*innen angestrebt oder gelebt. Auch wir raten zur großen Vorsicht bei dieser Form. Tastet euch mit EPE, TPE heran und wenn CIS eine Überlegung wäre, besprecht es gemeinsam. Vielleicht ist die absolute (Ohn)Macht für den einen ja gar nichts und wenn dem so wäre, dann lasst euch nicht dazu überreden! Rein theoretisch könnte man es auf Zeit probieren, was jedoch dem CIS-Gedanken widerspricht. CIS kann somit nur im CNC gelebt werden.

DEBRIS  ist eine Abspaltung von CIS. Im Vergleich zu CIS herrscht hier das “Alles oder Nichts-Prinzip”. Das heißt der devote Part darf Handlungen oder Sessions nicht beenden. Die einzige Möglichkeit aus der Konstellation heraus zu kommen ist die Beendigung der Beziehung. Auch DEBRIS ist umstritten. DEBRIS könnte im RACK-Kontext gelebt werden. Fraglich ist, ob die Beteiligten wirklich wissen worauf sie sich da einlassen und die Tragweite einschätzen können. Ein emotionaler, psychischer Druck oder das führen in ein vorheriges Abhängigkeitsverhältnis, kann dazu führen, dass sich dann eine Trennung nicht so einfach gestalten lässt.


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